Der Lauf zwischen den Meeren: Bislang war es mir nicht bekannt, dass dieser Lauf in Schleswig-Holstein so ein Mega-Event ist. Das sollte sich jedoch an diesem Wochenende schnell ändern. In Damp waren Festzelte, Bühnen, Buden und Stände aufgebaut, die die 6.000 Läuferinnen und Läufer, deren Familien und Freunde und die vielen Besucher und Kurgäste versorgen und verwöhnen sollten.
Nach der Arbeit am Freitag bin ich noch eine kurze und lockere Runde gelaufen und fuhr anschließend nach Damp hoch, um die beiden R.SH-Teams kennenzulernen, offene Fragen klären und um meine Startunterlagen abzuholen. Das Wetter war mit 16 Grad recht kühl, die Sonne schien und es war trocken. Perfektes Läuferwetter also. Nach den Formalitäten ließen wir den Abend bei einer „all-you-can-eat“ Pasta-Party gemütlich ausklingen und ich befand mich wieder auf der Heimfahrt.
Nach nur drei Stunden Schlaf klingelte pünktlich um 4:45 Uhr der erste Wecker, gefolgt vom Wecker Nr. 2, den ich auf 5:00 Uhr gestellt hatte. Mein müder und verschlafener Blick auf das Thermometer verriet mir, dass es einen Tag nach Beginn des meteorologischen Sommers bei uns nur 5 Grad hatte. „Hoffentlich muss ich nicht auch noch Eis kratzen“, schoss es mir in den Kopf.
Noch während des Frühstücks packte ich meine letzten Sachen. Die Strecke von Husum nach Wittbek ist ausschließlich Asphalt und so entschied ich mich, mit dem Brooks Racer ST5 an den Start zu gehen. Der 277 Gramm leichte Wettkampfschuh in der Größe US 11 passt mir wie angegossen und bringt eine gefühlt ausreichende und angenehme Dämpfung mit. Dieser Schuh ist so leicht, dass ich auf meinen ersten Trainingskilometern immer mal wieder nachgesehen habe, ob ich überhaupt noch einen Schuh trug. Ich habe mir vorgenommen, über diesen Schuh noch einmal ausführlicher zu berichten.
Doch soviel vorab: Der Brooks Racer ST5 ist mein absoluter Favorit für schnelle Straßenläufe. Meine Garmin FR 405CX habe ich derweil auf eine Rundendistanz von 2 Kilometer gestellt, damit ich bei kürzeren Distanzen gleichmäßiger laufe. Ach ja, und ca. 15 Minuten vor dem Start hatte ich mir noch ein High5 Kohlenhydrate Gel mit ein wenig Wasser gegönnt.
Angefeuert vom Moderator zählten die vielen Zuschauer und die 620 Startläufer den Countdown von 10 auf 0 runter, um dann pünktlich um 09:00 Uhr mit dem Startschuß in den 7. Lauf zwischen den Meeren zu starten.
Spontan hatte ich meine Renneinteilung für diesen Lauf etwas verändert. Ich wollte mich vom Start weg mit einer 4:00er Pace aus dem Hauptfeld lösen. Da ich bei der Startaufstellung ungefähr in der vierten Reihe stand, sollte das kein Problem werden. Erfreulicherweise hatte ich dann auch wenig Probleme mit dem Verkehr und Gedrängel.
Schon nach ca. 500 m hatte ich mir eine Position erlaufen, in der ich reichlich Platz hatte, um mich auf mein eigenes Rennen zu konzentrieren. Nach ungefähr einem Kilometer pendelte ich mich bei meiner vorgegebenen 4:20er Pace ein und konnte das Tempo bis KM 7 recht konstant einhalten.
Auf der Strecke holte ich einen Läufer aus dem Team „Minentaucher“ ein, der mit einem sehr ähnlichen Tempo unterwegs war. Er kam aus Eckernförde und wir unterhielten uns darüber, dass auch ich, jedoch schon vor 22 Jahren, als Mitglied im CISM-Team (Conseil International du Sport Militaire) dort stationiert war. Ab dem Zeitpunkt liefen wir in einer kleinen 4er Gruppe und zogen und motivierten uns gegenseitig auf den folgenden Kilometern. Das machte einen Riesenspaß!
Dann ab Kilometer 7 ging es nur noch bergauf. Bis ins Ziel in Wittbek wurden es insgesamt 33 Höhenmeter. Das ging natürlich in die Beine und ich hatte Mühe, mein Tempo zu halten. Mit einem 4:26 er Tempo krakzelte ich den Hügel hinauf und mobilisierte auf den letzten 2 Kilometern noch einmal alle meine Kräfte.
Wie beim Start in Husum liefen wir die letzten 800 m durch einen Spalier aus Menschen. Scheinbar war das gesamte Dorf Wittbek an der Strecke und feuerte uns an. Was für ein Anblick, was für eine Stimmung. Unter klatschendem Beifall und aufmunternden Zurufen liefen wir auf dem Sportplatz ein und suchten „verwirrt“ nach dem zweiten Läufer.
Da standen sie, ein Riesenhaufen Läuferinnen und Läufer und ich blickte in 620 Augenpaare. Ich sah nur bunte T-Shirts und verlor die Orientierung. Wie soll ich da bloß meinen Läufer finden, den ich am Vorabend noch nicht einmal gesehen noch kennengelernt hatten? Plötzlich der Ruf aus der Masse „R.SH-Teeeeeeeam“ und ein Läufer sprintete auf mich zu. Er riß mir das Staffelholz aus der Hand und ich blickte nur noch auf das weglaufende T-Shirt mit dem Rücken-Schriftzug „Team Mittmann“.
Puh, damit war meine Mission erfüllt und der nächste Läufer war auf der Strecke.
Meine neue inoffizielle Bestzeit auf 10 Kilometer liegt nunmehr bei 0:43:08 (Pace 4:19), was eine Verbesserung von nahezu 4 Minuten auf 0:46:56, gelaufen am 27.08.2011 in Bad Oldesloe, bedeutet.
Vielen Dank an Voller Mittmann, an Nils Söhrens und an R.SH
Das war ein Hammerlauf! Noch am Sonntag, auf dem Oldesloer Stadtfest, wurde ich viele Male von Freunden und Bekannten auf diesen Lauf hin angesprochen und konnte von den vielen schönen und positiven Eindrücken berichten. Ein tolles Event, super Teams, klasse Läuferinnen und Läufer, die R.SH zusammen geführt hat. Natürlich hatten wir alle nach dem Race noch eine großartige Abendveranstaltung.
Auf Wiedersehen beim Lauf zwischen den Meeren 2013.